Biografie
Christian Gollong wurde als zweites von fünf Kindern der Eltern Christian und Viktoria Gollong am 24.06.1901 in Nied bei Frankfurt geboren. Die Kindheit verlebte er in Bayern. Nach Angabe von Angehörigen erlernte er den Beruf eines Bankkaufmanns. Nach Rückkehr aus dem ersten Weltkrieg nahm er Schauspielunterricht. Erstes Engagement am Lustspielhaus in München. Erste Rolle: der jugendliche Liebhaber im traditionsreichen Lustspielhaus in München in Schnitzlers „Liebelei“. Von 1919 bis 1925 am Tradition reichen Meininger Theater, es folgten Stadttheater Aachen, Stadttheater Barmen-Elberfeld (Wuppertal), Friedrichstheater Dessau und schließlich 1934 Staatliches Theater Kassel.
Am 28 März 1936 heirateten Christian und Erika Gollong geb. Axmann. Erika und Schwester Lotte waren am Staatlichen Theater Kassel als Balletttänzerinnen angestellt, wobei Erika später als Ballettmeisterin tätig war.
Von 1939 bis Kriegsende 1945 war Gollong am Metropol Theater (Theater des Volkes) in Berlin engagiert. Hervorragende Kritiken während seiner Zeit in Berlin liegen vor. Über die Operette „Saison in Salzburg“ von Fred Raymond schrieb man: „Und dann ist da vor allen das unwiderstehliche Buffopaar: Christian Gollong, der forsche junge Gastwirt Toni, und Fee von Reichlin als Mehlköchin Vroni, zwei Figuren von quecksilberner Beweglichkeit, deren schmetternde Stimmen das bekannte paradistische Duett „Macherie nennt man sein Dirndl“ so zündend sangen, daß es wiederholt werden mußte“
Nach Aussage von Erika Gollong hat ihr Mann niemals Gesangunterricht genommen, ein „Naturtalent“. In dieser Berliner Zeit hat Christian Gollong in zwei Filmen bei der UFA und zwei Filmen der TERRA - Filmgesellschaft mitgewirkt. Ein besonderer Film war „Kitty und die Weltkonferenz“, welcher am 25. August 1939 in Stuttgart uraufgeführt wurde und die erste Regiearbeit von Helmut Käutner war (1908-1980). Hannelore Schroth und Christian Gollong in der Hauptrolle. In weiteren Rollen Paul Hörbiger und Fritz Odemer. Der Film wurde wenig später wegen seiner positiven Darstellung britischer Minister verboten.
Nach Kriegsende 1945 war Christian Gollong in Hamburg, Bremen, München und 1946 für einige Monate am Mündener Stadttheater engagiert. 1949 fand Gollong wieder eine Anstellung am Staatstheater in Kassel. Hier war er bis zur Pensionierung 1967 für die „Kunstgattung Operette und Schauspiel und für das Kunstfach als Charakterkomiker angestellt“, so der Wortlaut der noch vorliegenden Dienstverträge mit dem Land Hessen.
Nach der Pensionierung gastierte er in der „Komödie“ in der Friedrich Ebert Straße in Kassel..
Seine Schauspielzeit beim Kasseler Staatstheater war, wie an allen bisherigen Bühnen geprägt von hohem fachlichen Können mit besten Kritiken. Christian Gollong war in Operette, Schauspiel, Märchenspiel oder Musical stets in Hochform.
Christian Gollong wohnte nach der Pensionierung bescheiden und zurückgezogen von der Bühne, die einst sein Leben bedeutete, in seinem Haus in Nienhagen. Dieses Haus hatte er 1941 von einem Nienhäger Bürger gekauft und ab 1945 bis zu seinem Tode 1988 bewohnt. Der Garten, das Kochen am Herd, sowie eine gute Zigarre, waren für ihn am wichtigsten. Alljährlich verlebte er den Urlaub mit seiner Frau Erika in Mittenwald/Bayern, wo er sich wegen der Kindheitserinnerungen hingezogen fühlte.
Die Ruhestätte des am 27.07.1988 verstorbenen Christian Gollong und der Erika Gollong, verst. 2.07 1994, auf dem Friedhof Nienhagen, wird von der Stiftung gepflegt.
Juni 2001 Erich Haldorn
Ganz besonderer Beliebtheit erfreute sich Christian Gollong. Er war als jugendlicher Komiker, Naturbursche und drolliger Liebhaber gekommen und spielt heute ältere Komiker, humorvolle, still-beschauliche, gemütliche Väter. Er hat die seltene Gabe, sowie er die Bühne betritt, ohne irgendetwas zu „machen“, rumfüllende, herzgewinnende Atmosphäre, Schmunzeln, beschauliche Heiterkeit, echte Freude zu verbreiten und alle Sympathien zu gewinnen. Sein dezentes immer sparsamer werdendes Spiel kommt aus einem unverbildet natürlichen Instinkt, stets aus dem Herzen; alles ist erlebt, erfüllt von reiner Menschlichkeit. Daß Gollong bei allen Umwegen über die Operette, für die er immer wieder unentbehrlich ist, ein Schauspiel, einen Abend beherrschen kann, haben sein Cosme (Dame Kobold) und auch der Kanonikus McCooey (Der widerspenstge Heilige) bewiesen. Gollong beherrscht auch sehr maßvoll die Kunst des treffsicheren Extempores, womit er mancher Rolle besondere Glanzlichter aufzusetzen vermag.
aus:
Dr. Hans Joachim Schaefer (1959)
(ehemaliger Chefdramaturg vom Staatstheater Kassel)
In: Christiane Engelbrecht u.a. (Hrsg.), Theater in Kassel
Aus der Geschichte des Staatstheaters Kassel
Von den Anfängen bis zur Gegenwart
Bärenreiter-Verlag Kassel 1959, S. 191
Textpassagen aus Adolf Krafts Buch "Lebensbilder eines beliebten Künstlers in bewegter Zeit":
. . . Es stellte sich im Verlauf der Arbeit an diesem Buch als sehr schwierig heraus, eine umfassende Lebensbeschreibung des Schauspielers und Operettensängers Georg Christian Gollongs zu verfassen. In seinem Nachlass finden sich so gut wie keine Hinweise, die Rückschlüsse auf ihn als Mensch zulassen. Es existiert zwar ein riesiger Fundus von privaten und beruflichen Fotografien, sowie eine Vielzahl von Kritiken. Die meisten der privaten Fotografien gewähren aber nur einen Einblick in die Freizeitgestaltung des Ehepaares Gollong. Bei den Kritiken fehlen allerdings diejenigen aus der Zeit von 1919 bis 1937/38 vollständig.
. . . Unter Umständen sind sie während des Krieges verloren gegangen. So war es unumgänglich, das Fehlende in den jeweiligen Archiven einzusehen . . .
. . . Bei Golly, so wurde er zeitlebens genannt, können vielleicht die von ihm geschriebenen zwei Märchenspiele einen wichtigen Hinweis auf seine Persönlichkeit geben. Hier ist er nicht reproduzierender sondern
schaffender Künstler. In seinen Märchenstücken tritt er in einen Dialogmit den jungen und ganz jungen Theaterbesuchern ein. Unter Umständen ist dies ein Hinweis darauf, dass er eigene Kinder
schmerzlich vermisste und sich hiermit einen gewissen Ausgleich zu schaffen versuchte.
. . . Während Golly in den Nachkriegsjahren auf verschiedensten Bühnen von Hamburg bis München auftrat, wurde dieses Haus ( in Nienhagen ) zu einer Art Sammelpunkt für die Familien Gollong
und Axmann. Es war das dörfliche Umfeld, das während der wirtschaftlich schwierigen Nachkriegsjahre eine gewisse Sicherheit bot. Hieraus entwickelte sich dann ein sehr persönliches Verhältnis zum Dorf und zu seinen Bewohnern, das später dazu führte, dass Familie Gollong dieses Dorf in ihrem Testament zum Erben ihres hinterlassenen Barvermögens einsetzte.
. . . Vielleicht kann das . . . kleine Gedicht, das Gollong 1956 während eines Sommerurlaubs in Mittenwald, auf die Rückseite eines Buches geschrieben hat, wesentlich mehr über den Menschen Georg Christian Gollong aussagen . . .
Mir habens die Kiefern angetan
hoch oben in Fels und Spalten.
Sie grüßen auf uns Lebende h’rab
und auf die verstorbenen Alten.
Mir habens die Wiesen angetan
die buckligen Wiesen voll Enzian -
Der lautere See mit einsamen Kahn
und die tausend Wege bergab und bergan.
Mir habens die Jahre angetan
die ich hier glücklich verbrachte
die ich mit meinem Axelkumpan
verspielte und sang und lachte.